Rezension: Marina von Carlos Ruiz Zafón
Titel: Marina
Teil einer Reihe? Nein
Gebundene Ausgabe: 352 Seiten
Verlag: Fischer Verlag
ISBN-10: 9783100954015
ISBN-13: 978-3100954015
Preis: 19,95 €
Originaltitel: Marina
Genre: Belletristik; Horror; Jugendbuch
Themen: Geheimnisse; Abenteuer; Leben; Wahrheit; Tod; Krankheiten
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[«Marina» von Carlos Ruiz Zafon; S. 264 f.]
Schon als der junge Óscar Drai die selbstbewusste Marina zum ersten Mal sieht, ist es wie ein kleines Abenteuer. Gemeinsam mit ihr erkundet er die magischen Straßen Barcelonas und dessen verwunschenste Winkel und Orte. So stoßen die beiden auf ein Netz aus Geheimnissen, dass sich um

Ist es an dieser Stelle überhaupt notwendig von Zafóns Schreibstil zu erzählen? Ich meine, man müsste sich lediglich die gleich zitierte Stelle durchlesen, um zu wissen, dass er einfach schreiben kann. Es gibt Autoren, die erzählen eine Geschichte, mit der man zwar Spaß hat, die sprachlich aber eher anspruchslos ist und es gibt Autoren, die schreiben eine Geschichte, die Spaß macht UND sprachlich einwandfrei ist. Carlos Ruiz Zafón gehört für mich eindeutig zu der zweiten Kategorie und ich kann es eigentlich auch nur immer wieder sagen: Der Mann weiß einfach, wie man Worte so benutzt, dass sie schön, irgendwie rein und bedeutungsvoll klingen. Mit viel Gefühl, Poesie und Tiefgang entführt Zafón seine Leser in ein magisch wirkendes Barcelona und schafft es, sich trotz vieler Beschreibungen nicht zu sehr in Details zu verlieren.
«Ende der siebziger Jahre war Barcelona eine Fata Morgana von Boulevards und engen Gässchen, wo man alleine beim Betreten eines Hausflurs oder eines Cafés dreißig oder vierzig Jahre in die Vergangenheit zurückreisen konnte. In dieser magischen Stadt verliefen Zeit und Erinnerung, Geschichte und Fiktion wie Aquarelle im Regen. Dort war es, wo Kathedralen und aus Fabeln entsprungene Häuser im Klang von nicht mehr existierenden Straßen die Kulisse zu dieser Geschichte bildeten.»
[«Marina» von Carlos Ruiz Zafón; S. 13]
Es gibt Bücher, bei denen man auf den richtigen Moment wartet, um sie zu lesen, weil man das Gefühl

Auch dieses Mal führt uns Zafón in sein geliebtes Barcelona und schafft es abermals diese bestimmte, magische, aber auch gleichzeitig düstere Atmosphäre aufzubauen, die sich kontinuierlich durch jedes seiner Bücher zieht. So wird man auch in «Marina» in eine völlig andere Zeit zurückversetzt, die den Leser sogleich in ihren Bann zu ziehen vermag und obwohl Zafóns Romane hauptsächlich realistsch sind, findet sich auch in «Marina» das ein oder andere phantastische Element, was der Geschichte jedoch nichts abtut und sie nur noch spannender werden lässt.
Durch den Roman wird man von Óscar Drai geführt, der die Geschichte erzählt und dem Leser von der ersten Seite an durchweg sympathisch ist. Seine Abenteuerlust und die dazugehörige leichte Naivität machen ihn glaubwürdig und menschlich, sodass es leicht fällt, sich mit ihm zu identifizieren. Interessant ist jedoch, dass man im Gegensatz zu den anderen Figuren sehr wenig über ihn und seine Vergangenheit erfährt. Es stehen also eher andere Charakter im Vordergrund, deren Geschichte Óscar erzählt. Im Gegensatz zu ihm lernt man Marina sehr gut als Menschen kennen, der nur das tut, was er will, sagt, was er denkt und eine besondere, geheimnisvolle Ausstrahlung an den Tag legt. Für den Leser entwickelt sich diese Ausstrahlung alsbald zu einem Fluch, denn man merkt schnell, dass etwas nicht mit ihr stimmt – lediglich Óscar bemerkt es erst ganz zum Schluss.
Dennoch bleibt dieses Geheimnis zunächst eher im Hintergrund und wird nur manchmal aufgegriffen. Im Vordergrund steht die Jagd nach Geheimnissen völlig anderer Art, denn was Marina und Óscar in einem alten Gewächshaus finden, übersteigt jede Vorstellungskraft. Zafón geht hier oft in den Horrorbereich über, sodass es einige Stellen gab, bei denen ich mich sehr gegruselt habe und die für Menschen mit schwächeren Nerven auch etwas schockierend sein könnten, da er nicht davor zurückschreckt blutige Szenen zu beschreiben. Wer hier also einen Liebesroman erwartet, hat sich definitiv das falsche Buch ausgesucht, denn die Beziehung, die sich zwischen Marina und Óscar anbahnt, bleibt nebensächlich und wird kaum angeschnitten.
Wie schon in Der Schatten des Windes verfolgt Zafón auch in Marina ein bekanntes Schema, sodass einige Geheimnisse leider etwas zu schnell und unüberraschend ans Licht kamen und so auf den ersten Blick eher ernüchternd wirkten. Trotzdem hat das Buch für mich nie an Spannung verloren, was hauptsächlich an dem rasanten Tempo liegt und den vielen gruseligen Szenen, aus denen die Geschichte sich zusammensetzt. Teilweise ging es mir jedoch etwas zu schnell und ich hätte mir gewünscht, dass der Autor sich für manche, komplexere Handlungsstränge mehr Zeit zum erklären und auflösen genommen hätte. Zum Ende hin sind jedoch die anfänglichen Fragen allesamt beantwortet.
Fazit:
Wieder einmal hat Carlos Ruiz Zafón es geschafft, mich mit seinem, wie er selbst behauptet, „persönlichsten“ Roman Marina in den Bann zu ziehen und in ein Barcelona voller Mysterien, Geheimnisse und Gefahren zu locken. Mit toll ausgearbeiteten Charaktern, von denen selbst der schlimmste Bösewicht irgendwie faszinierend auf den Leser wirkt, einem – wie immer – grandiosem Schreibstil, viel Gefühl und tollen Dialogen wird dem Leser eine tiefgehende, komplexe Geschichte serviert, die nur selten kleine Schwächen aufweist und spannend und düster bis zur letzten Seiten ist.
Eure Wortmalereien (9)
Antje
20. August 2011 at 11:30
Ich dachte erst mein Feedreader wäre kaputt, aber du hast tatsächlich seit 4 Wochen keinen Beitrag mehr eingestellt.
Alles in Ordnung bei dir? 🙂
Lg
BookTherapie
20. August 2011 at 10:26
Der Trailer ist wunderschön gemacht 🙂 Der und Du machen wirklich Lust auf das Buch.
Übrigens habe ich hier etwas für dich 😉
http://thebooktherapy.blogspot.com/2011/08/awards-awards-arwards.html
Liebe Grüße, Sarah
Clee
8. August 2011 at 19:07
Das klingt wirklich toll! Ich glaube, da muss ich doch mal bei Amazon vorbeispickeln! ;D
Katta
4. August 2011 at 14:23
den trailer find ich cool :>
Charlousie
27. Juli 2011 at 23:22
Huhu! Ich habe den Fehler gefunden und muss mich entschuldigen!!
Doch hier sollte der Link zu deiner Blogpartnerin sein:
http://teachocolateandbooks.blog.de/2011/07/24/spannendes-raetsel-solange-schlaefst-11534642/comment_ID/16168989/
GLG und gute Nacht,
Charlousie 🙂
Denise
18. Juli 2011 at 11:18
Ich habe Marina auch vor kurzem zu Ende gelesen. Deine Rezension ist echt toll und bringt es wunderbar auf den Punkt!
Laura
18. Juli 2011 at 11:04
Eine tolle Rezension, die die besonderen Eigenschaften des Autors super rüberbringt 🙂
Splitterherz
18. Juli 2011 at 10:48
Hay Herzchen 😉
schöne Rezension!
Das erste Mal, dass ich richtig Lust bekomme, in die Welt von Zafón einzutauchen..
LG
:-*
Jen
Anonymous
18. Juli 2011 at 7:33
eine schöne rezension… ich hab "marina" auch gestern beendet und bin auch wieder hin und weg von der geschichte 😉