|Rezension| „Mehr als das“ von Patrick Ness
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| cbt | Hardcover | 512 Seiten | €17,99 | Amazon | |
„Mehr als das“ ist mehr, als nur wieder irgendeine gehaltlose Jugenddystopie, in der ein Kind die halbe Welt rettet, es ist mehr als nur Action, mehr als nur ein verwirrendes Szenario. „Mehr als das“ lässt sich in keine Schublade einordnen, wehrt sich gegen Genreeinteilungen und scheint irgendwo zwischen „Matrix“ und „Inception“ zu liegen – mehr irritierend, als verständlich, aber dennoch irgendwie gut. „Mehr als das“ ist auch nichts für die breite Masse, weil es einfach kein 0-8-15 Jugendbuch ist. Man muss sich schon auf den schwierigen Einstieg und das ungewöhliche Szenario einlassen, muss dem durchaus vielschichtigem Plot etwas abgewinnen können. Und vielleicht muss man auch in der richtigen Stimmung sein, um das Buch mögen zu können. Abgesehen davon hat Patrick Ness ein beeindruckendes Buch erschaffen, dass mit immer neuen Wendungen und Überraschungen aufwartet und durch eine düstere Atmosphäre zu überzeugen weiß.
Was „Mehr als das“ so vielschichtig macht, ist aber wohl die Besonderheit des Plots und die etwas andere Art eine Dystopie (?) zu schreiben. Es ist nicht das übliche Endzeitszenario und das meiste liegt im Ungewissen, sodass man eigentlich die ganze Zeit und immer wieder neu überlegt, wohin all das führen wird. Dabei weiß Ness immer wieder spannende und unvorhergesehene Wendungen in die Geschichte einzubauen, die immer wieder Lebendigkeit einbringen können und den Leser dann und wann tatsächlich auch so richtig schockieren und erschrecken. Patrick Ness ist da schon relativ schonungslos und zeichnet ein Horrorevent nach dem anderen – so sehr, dass weder der Protagonist noch der Leser weiß, wem er eigentlich trauen kann.
Fragen gibt es viele, Antworten nur sehr wenige. Im Großen und Ganzen ist „Mehr als das“ auf jeden Fall individuell und originell und weiß auch durch Spannung und Tiefe zu überzeugen, wabert aber auch lange im Nebel, sodass man bis zum Ende eigentlich nicht wirklich weiß, woran man ist. Das hat einen ganz eigenen Reiz, kann einen aber auch in den Wahnsinn treiben – aber auch das spiegelt irgendwie das Leben an sich wieder, was die ganze Sache wieder interessant macht. Wer weiß schließlich schon, was wir alles nicht wissen? Was das ist, was wir Leben nennen und ob es nicht etwas ganz anderes ist, als wir denken? Ob wir vielleicht irgendwann aufwachen und das alles gar nicht echt war. Wer solche Fragen gerne stellt und eine etwas andere Geschichte im vagen Dystopiebereich lesen möchte, sollte es mal mit „Mehr als das“ versuchen.
Eure Wortmalereien (2)
Bellchen
11. November 2014 at 16:33
Ich habe das Buch auch vor ca. 3 Monaten gekauft und mir eigentlich vorgenommen, es sofort zu lesen. Allerdings kam dann doch wieder dieses und jenes Buch dazwischen und jetzt nach deiner Rezension glaube ich, dass zur Zeit noch nicht der richtige Zeitpunkt dafür ist. Dann warte ich lieber noch ein bisschen, aber es hört sich auf jeden Fall sehr gut und tiefgründig an. (:Liebe Grüße<3
Sandy
11. November 2014 at 10:43
Inzwischen schäme ich mich ja nur noch. Den Originaltitel habe ich seit über einem Jahr und ich nehme es mir faktisch jedes Mal wieder vor, das Buch endlich mal zu lesen. >.<Heftig soll es sein, höre ich immer wieder. Und das du schreibst, dass es was für Freunde von offenen Enden ist (ich liebe sowas), lässt mich vor Scham fast in den Boden versinken. Liebe GrüßeSandy