|Rezension| „High Love“ von Madlen Ottenschläger





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Dieses Buch hat Schnappatmung und liest sich wie eine Aneinanderreihung kurzer prägnanter Sätze, die schnell ihre Wirkung verlieren – dabei soll doch gerade diese Knappheit eindringlich wirken. Stattdessen bewegt sich der Schreibstil, der doch eigentlich fast schon poetisch wirken könnte, auf einer sehr oberflächliche Ebene und geht selten einmal wirklich in die Tiefe. Man kann ihm jedenfalls nicht vorwerfen, dass er nicht dafür sorgen würde, dass man dieses Buch innerhalb kürzester Zeit durch hat – schließlich ist es auch was die Seitenzahl angeht ziemlich mickrig. Es ist extrem jugendlich gehalten und beschreibt wenig und wenn, dann wiederholt es sich nur. Ein eher enttäuschender Schreibstil, der mich nicht unbedingt neugierig machen konnte, aber durchaus Luft nach oben bietet.

Etwas zu „high“ gepokert für einen Roman diesen Umfangs, denn sagen wir es doch einmal wie es ist: Wenn man über Drogen schreibt, sind zweihundert Seiten tatsächlich etwas wenig. Und das zeigt auch „High Love“, das Buch mit dem durchaus treffenden Titel – wobei über das Wörtchen „Liebe“ müssten wir dann später noch einmal sprechen. Fakt ist nämlich, dass man „High Love“ weder einen erhobenen Zeigefinger (wobei er ab und zu zuckt!), noch Nachhall, noch Eindringlichkeit nachsagen kann, denn diese Buch verqualmt, wie Rauch aus einem Glimmstängel und ist vermutlich schneller inhaliert als jeder Joint. Kurzlebigkeit und eine grauenvolle Protagonistin – das würde auf das Buch schon eher zutreffen, aber das, was mich mit am meisten an dieser Papieransammlung gestört hat, war die Substanzlosigkeit. So sehr „High Love“ auch über die Einstiegsdroge schlechthin, Abhängigkeit und Liebe erzählen will, so wenig kommt all das beim Leser an.
Das lag für mich wohl größtenteils an der Protagonistin, die schon von Anfang an eine Antipathie ausstrahlt, die man kaum ertragen kann. Manja hat eine derart schwache Persönlichkeit, dass bitte niemand mehr sagen soll, Mädchen wären den Jungen weit voraus. Manja nämlich beweist das Gegenteil! Sie beweist, dass sie extrem unreflektiert handelt, unglaublich egoistisch und naiv ist und noch dazu eine der größten Mitläuferinnen ist, die mir in einem Jugendbuch jemals untergekommen ist. Vielleicht sind das harte Worte für ein sechzehnjähriges Mädchen und vielleicht liegt das daran, dass ich mit sechzehn nicht so war – also, rein charakterlich -, aber ich konnte ihr Handeln (und das nicht einmal im Bezug auf Drogen, sondern vielmehr ihr Umgang mit ihrem Umfeld) einfach zu keinem Zeitpunkt nachvollziehen und kann nicht verstehen, wie man so leichtgläubig und blind für das sein kann, was um einen herum geschieht. Aber gut, auch solche Figuren muss es geben, nur ich wurde mit Manja leider das ganze Buch über nicht warm.
Prinzipiell ist die Atmosphäre des Buches eher kühl und gibt sich distanziert – ein Element, das für ein Buch mit einem solchen Thema eher unangebracht ist. Überhaupt wirkt die Geschichte ziemlich oberflächlich, denn sie hakt niemals nach, noch geht sie auf irgendwelche Schicksale genauer ein, die dem Buch die nötige Substanz dann vielleicht doch hätten geben können. Dieses Buch wirkte stellenweise, als wäre es nur geschrieben, um zu zeigen, was für unschöne Folgen Gras haben kann, aber auf die Figuren an sich – ihren Charakter und ihr Leben – wurde kaum ein Fokus gelegt. Was ist beispielsweise mit Moritz‘ Eltern? Was gibt es über seine Vergangenheit zu wissen, dass er so ist, wie er nun einmal ist? Wie geht es mit Sophie und ihrer eventuellen Neigung weiter, war es überhaupt eine oder war das nur eine Phase? So zeigt sich auch das Ende sehr verschleiert – ebenfalls eine Tatsache, die bei einem solchen Buch einfach gar nicht geht. Es gibt keine Lösungsansätze, nichts, was hängen bleibt. Am Ende scheint es einfach nur, als wäre das alles doch sowieso nur ein Teil der Jugend, was es ja auch irgendwo ist, aber mir fehlt da einfach die Botschaft.
Schließlich schreibt man doch ein Buch, um der Welt etwas mitzuteilen – und gerade wenn es um Drogen geht, sollte man doch etwas mitteilen, aber „High Love“ erzählt lediglich eine „Liebes“Geschichte und vom Kiffen und Grasbeschaffen. Ach – und wo wir bei der Liebesgeschichte wären: auch hier finde ich, dass man sie nicht so nennen kann, weil vielleicht eine Schwärmerei ist, aber keine Liebe. Manja betont eigentlich nur, wie toll Moritz aussieht und wie gut er riecht, aber mehr kann sie nicht über ihn sagen, was vermutlich daran liegt, dass an Moritz auch nichts anderes gut ist. Vielleicht soll diese beeinflussbare Protagonistin, die alles hinnimmt und erst am Ende beginnt zu hinterfragen – aber auch nur für zwei Seiten – schon die Botschaft sein, allerdings ist sie bei mir nicht angekommen und auch wenn mich das Buch für einige Stunden stellenweise unterhalten konnte, kann ich „High Love“ einfach nicht weiterempfehlen.
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Madlen Ottenschläger, geboren 1979, in der Stadt mit dem höchsten
Kirchturm der Welt (161,53 Meter, ca. 16.153 Stufen, Erstbesteigung
M.O. 1980). Nach dem Abitur tauschte sie das Münster gegen Frauenkirche,
Bavaria und Wiesn; Ausbildung an der Deutschen Journalistenschule,
Studium an der Ludwig-Maximilians-Universität. Danach in der Stadt mit
dem dollsten Dom gelandet, der sich aber als Kirmes entpuppte. Ein Buch
geschrieben („Das Uni-Einmaleins“, dtv Reihe Hanser) und als freie
Journalistin gearbeitet, vor allem für die ZEIT. Redakteurin bei
Brigitte. Zu viel Zeit im Zug verbracht, die Berge vermisst und den
Menschen, der bei den Bergen lebt. Rückkehr nach München, wo sie heute
mit ihrer Familie, aber ohne Blick auf die Frauenkirche lebt. [via Carlsen]
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Eure Wortmalereien (4)
Deniz
22. Februar 2014 at 20:37
Hab mir auch die Leseprobe durchgelesen, welche mir nicht zugesagt hat. Habe es deswegen auch nicht lesen wollen und nach deiner Rezi bin ich zufrieden mit meiner Entscheidung. 😀
Emme
22. Februar 2014 at 19:04
H, eigentlich wollte ich das Buch gerne lesen, aber jetzt ist das noch eine weitere, alles andere als positive Rezension… Liebst, Emme ♥
Lotta Lunatic
22. Februar 2014 at 8:50
Hallo Herzdame ♡
Hach du schreibst deine Rezensionen immer mit so viel Liebe und Arbeit o: ich bin wirklich jedes Mal begeistert 😉
Dieses Buch hat mich irgendwie von Anfang an nicht wirklich von sich überzeugen können und jetzt nach deiner Rezension, werde ich definitiv die Finger davon lassen. 😉
Liebst, Lotta
Paperdreams
22. Februar 2014 at 14:45
Oh, danke mein Pfirsichtörtchen, da freu ich mich 🙂
Ich kanns auch echt nicht empfehlen, lies lieber schöne Bücher <3