|Rezension| „Godspeed 01: Die Reise beginnt“ von Beth Revis




Vollmilchschokolade ist ein netter (und manchmal auch lebenserhaltender) Snack für Zwischendurch, da aber Vollmilch allein meistens ein wenig
langweilig schmeckt, gibt es unzählbare Sorten, oder anders gesagt: Mischungen! Was wäre Milka ohne Oreo? Nur eine langweilige Tafel Schokolade, denn: Die Mischung macht’s und das ist definitiv nicht nur bei Schokolade so. Auch Bücher, die zum Genremix neigen, lesen sich oft vielschichtiger und angenehmer und vor allen Dingen werden sie nicht so schnell langweilig. Mit einem cleveren Genremix lockt auch „Godspeed: Die Reise beginnt“, der Auftakt zur Godspeed-Trilogie, die eine faszinierend beklemmende Mischung aus Thriller, Dystopie und Science Fiction bietet. Mit einer erschreckend glaubwürdigen Gesellschaftsvision und einigen moralischen Ansätzen entführt Beth Revis den Leser ins All – und das ganz schwerelos.
Dabei serviert die Geschichte nicht nur eine düstere und erdrückende Atmosphäre, die mich so manches mal extrem abgeschreckt hat, sondern kann auch mit einem rasanten, aber dabei dennoch ruhigen Plot aufwarten. Das allseitsbekannte Gefühl, nicht zu wissen, wem man vertrauen kann gibt es sogar inklusive, denn irgendwann kontrolliert man die Worte und Ausdrucksweise der Figuren, um herauszufinden, wer böse Absichten hat. Das dabei schon sehr früh merkbar ist, wer der Übeltäter ist, macht die Story zwar nicht weniger spannend, hat aber letzten Endes dafür gesorgt, dass ich mir einige Szenen hätte sparen können. Ein wenig mehr Offensichtlichkeit wäre hier angebracht gewesen, alles in allem ist das aber nur ein kleiner Minuspunkt, der nicht allzu viel wiegt.
Besonders punkten konnte Revis mit ihrer weiblichen Protagonistin Amy, die mit den meisten Klischees bricht und extrem tough und selbstbewusst ist – aber nicht auf eine aufdringliche Art und Weise, ganz im Gegenteil. Ich fand sie im Gegensatz zu vielen anderen Jugendbuchfiguren sehr realistisch und gut gezeichnet, denn sie wirkte einfach natürlich. Ihre Reaktionen und Gedanken sind nachvollziehbar und glaubwürdig und genau das fehlt vielen Jugendbüchern. Neben ihr wirken viele Figuren eher blass, auch Junior war mir irgendwie zu schwächlich konturiert. Neben Amy und ihrem Willen geht er ein wenig unter, was schade ist, gerade für einen zukünftigen Kapitän passt das Verhalten nicht durchweg, obwohl natürlich verständlich ist, dass er nie etwas anderes kannte als die Godspeed und daher wohl auch voreingenommen ist. Außerdem ist eine Entwicklung deutlich merkbar. Ansonsten gefiel mir aber vor allen Dingen Juniors bester Freund Harley und auch der Älteste war definitiv ein fieser Bösewicht.
Die Gesellschaftsvision, die Revis erschafft ist zusammenfassend mit dem Wort „beklemmend“ wohl am besten zu beschreiben. Das System und die Aufteilung erinnerte eher an Tierhaltung als an Menschen und das war teilweise doch sehr erschreckend, hat aber auch einige Fragen aufgeworfen mit denen sich die Geschichte unterschwellig beschäftigt und sie so durchweg interessant gehalten. Auch die Geheimnisse, die nach und nach ans Licht kommen bieten so einige überraschende Wendungen und eine Menge Unterhaltung. Einiges lässt sich insgesamt zwar erahnen, aber die knallharte Realität vorgeführt zu bekommen, ist dann doch noch einmal etwas ganz anderes.

Die Reise mit der Godspeed beginnt und wer Angst vor Turbulenzen und einem Container
Geheimnissen hat, sollte vielleicht doch lieber anders reisen, denn mit dem Auftakt zur Godspeed-Trilogie hat Beth Revis eine faszinierende Zukunftsvision geschrieben, die nicht nur durch einen interessanten Genremix punktet, sondern auch mit einer gut gezeichneten Protagonistin, nachdenklich machenden moralischen Aspekten und viel Unterhaltung aufwartet. Die ein oder andere Vorhersehbarkeit schadet der Spannungskurve dabei ab und an einmal, aber im Gesamtbild betrachtet, bekommt man ein dystopisches und schockendes Science Fiction Abenteuer, das den Leser sicherlich nicht mehr loslässt und neben vielen anderen Büchern des Genres heraussticht! Macht euch auf die Reise mit der Godspeed und erkundet Rätsel, Geheimnisse und die verschlungenen Räume und Gänge des Schiffs, die so einiges bereithalten!


Beth Revis, geboren und aufgewachsen in den Ausläufern der Appalachen in
North Carolina/USA, schrieb schon während der Schule lieber
Kurzgeschichten, statt dem Unterricht zu folgen. Diese Gewohnheit
behielt sie auch an der Universität bei – aus ihren Kurzgeschichten
waren mittlerweile halbe Romane geworden. Nach ihrem Abschluss an der NC
State University in Englischer Literatur wurde Beth Revis Lehrerin. Da
sie es auch weiterhin nicht lassen konnte, Geschichten zu schreiben,
statt Essays zu korrigieren und Unterrichtspläne zu erstellen, hat sie
sich inzwischen ganz dem Schreiben gewidmet. Beth Revis lebt mit ihrem
Ehemann und einem Hund im ländlichen North Carolina/USA. „Godspeed – Die
Reise beginnt“ ist ihr Debütroman und der Auftakt einer Trilogie. [via Dressler]
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Eure Wortmalereien (2)
Sandy
10. September 2013 at 12:14
Eine schöne Rezension! 🙂
Die Godspeed-Trilogie mag ich unglaublich gerne. Super spannend und tolle Charaktere. Beths Schreibsstil hat mir auch immer sehr gefallen. Ich hoffe, du liest die anderen beiden Bücher auch noch?
Herzliche Grüße,
Sandy
Paperdreams
12. September 2013 at 20:13
Danke 🙂 Ja, das weiß ich schon, stalke dich doch 😀 Und die anderen beiden Teile werde ich auf jeden Fall lesen, Teil 2 steht schon im Regal 🙂
Ganz liebe Grüße,
Marie