Rezension: Flüsterherz von Debora Zachariasse
Titel: Flüsterherz
Gebundene Ausgabe: 340 Seiten
Verlag: Coppenrath
ISBN-10: 9783815753019
ISBN-13: 978-3815753019
Preis: 14,95 €
Originaltitel: Het Fluisterboek
Genre: Realitätsroman; Kinder- & Jugendbuch
Themen: Depressionen; Suizid; Schuldgefühle; Freundschaft
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Meinung:
Auf meiner Suche nach einer sommerlich leichten Lektüre bin ich immer wieder auf Flüsterherz gestoßen und kam dann schließlich nicht daran vorbei. Ganz so leicht und frisch, wie es von dem wirklich schönen, jugendlich gestaltetem Cover her wirkt, ist es dann jedoch nicht. Eine beklemmende Atmosphäre, wie die Ruhe vor dem Sturm zieht sich durch das ganze Buch, bis zu dem Augenblick, in dem alles eskaliert. Gerade diese Spannung – natürlich ist es keine aktionshaltige Spannung, sondern eine, die sich hinter den Worten verbirgt hält und die man spüren kann – führt dazu, dass man das Buch nicht mehr aus der Hand legen kann.
Das Buch beginnt unbeschwert, federleicht und liebevoll mit einem leicht bitteren Nachgeschmack, den man jedoch noch nicht richtig einordnen kann. Tibby ist dunkelhäutig, temperamentvoll, scheinbar voller Leben und davon ist Anne, die wohlbehütet und streng erzogen wurde, unglaublich fasziniert. Sehr schnell entwickelt sich eine besondere Freundschaft zwischen den Beiden und anfangs wirkt es noch so, als würde Tibby Anne vom Leben kosten lassen und ihr neue Eindrücke geben. Tibby scheint ein wunderbar leichtes und tolles Leben zu führen und oft beneidet Anne sie. Diese ungleichen Mädchen wurden sehr gut herausgearbeitet und sind glaubwürdig gezeichnet. Beide haben unterschiedliche Lebensgeschichten, die so gar nicht klar nebeneinander liegen, sondern Welten trennen. Anne hat eine sichere, bodenständige Familie, die zwar oft streng ist, die aber immer für sie da ist, während Tibby zwar leichter und freier zu leben scheint, ihre Eltern jedoch nie für sie da sind.
Teilweise fiel es mir eher schwer mich mit Anne zu identifizieren, da sie sich immer viel zu leicht mitreißen lässt. Ich verstehe zwar dieses Gefühl, dass man jemanden nicht im Stich lassen will, aber man sollte dafür nicht sein ganzes Leben und seine Zukunft aufs Spiel setzen. Gerade darum geht es jedoch in diesem Buch und ich denke, dass es sehr wichtig ist, diese Gefühle und Gedanken in einer Zeit zu vermitteln, in der viele Menschen unter Depressionen leiden. Auch von Easy, in den Anne sich verliebt, hätte ich mir mehr Nähe gewünscht. Er wirkte mir immer zu distanziert und es war schwer sich in ihn hinein zu versetzen. Zwar ist das nicht das Hauptthema des Buches, aber es wäre schön gewesen, mehr von ihm und seinen Gefühlen zu erfahren.
Diese Tatsache, dass Tibby vielleicht doch nicht so glücklich und selbstbewusst ist, wie sie immer tut, nimmt Anne erst sehr spät wahr. Tibby wird immer schlechter in der Schule, macht nichts mehr und scheint Anne nur noch auszunutzen. Diese einseitige Freundschaft, in der Anne sich für Tibby aufopfert und immer mehr ihr eigenes Leben für sie vernachlässigt, hat mich sehr nachdenklich gemacht und mitgerissen. Die Autorin hat sehr verständlich und glaubwürdig herausgestellt, wie Menschen sich verhalten und reagieren, wenn andere Menschen sich gehen lassen und immer tiefer sinken. Anne, die eine besonderes moralische Einstellung zum Leben hat und ihren Freunden natürlich immer helfen will, lässt sich nur zu leicht von Tibby um den Finger wickeln.
Das Buch ist rückblickend erzählt und zwischendrin gibt es immer wieder Passagen, in denen Anne gewisse Situationen reflektierend betrachtet und darüber nachdenkt, was sie hätte tun könenn, ob sie Tibby hätte im Stich lassen müssen oder ob sie viel früher hätte handeln müssen. So fragt man sich natürlich immer wieder, was mit Tibby geschehen ist, was sie zu dem Menschen gemacht hat, der sie ist und warum sie sich so ungerecht gegenüber Anne verhält, die alles für sie tun würde.
Das Thema lässt sich natürlich nur schwer einfangen und wiedergeben und es ist einfach ein Buch, dass man selber erkunden muss. Die Thematik ist schwer und beschäftigt sich mit Selbstmord, Depressionen und der Reaktion eines anderen Menschen, der diese Gedanken und Taten nicht nachvollziehen kann und der mitgerissen wird in einen Strudel von Ereignissen, die er nicht aufhalten kann. Am Ende bleiben die Schuldgefühle, die Anne verarbeiten muss und die Einsicht. Das Buch zeigt auch, dass man sich darüber freuen kann, womöglich strenge oder überfürsorgliche Eltern zu haben, bei denen man sich nie überflüssig oder alleine fühlen muss.
Ein sehr bewegendes Kinder-& Jugendbuch, dass sich um Schein und Sein dreht, Depressionen, Schuldgefühle, den Drang zu helfen, auch wenn es nicht geht und die Angst. Meiner Meinung nach wird hier ein sehr wichtiges Thema angesprochen, denn das Buch ist aus der Sicht der „Freundin“ geschrieben, die helfen will und die merken muss, dass sie in ihrem eigenen Leben die Hauptrolle spielen sollte, dass sie zwar helfen kann, sich jedoch nicht völlig hingeben muss.
Eure Wortmalereien (8)
Anonymous
11. Dezember 2012 at 20:37
ich finde das buch schrecklich traurig..ich denke,dass buch ist etwas für fans von dramen..ich würde es nicht nochmal lesen,da es mich sehr traurig gemacht hat, natürlich ist es schön geschrieben aber es macht einen doch immer wieder nachdenklich,was die wirklich wichtigen dinge im leben sind
Anonymous
27. November 2012 at 17:06
mich hat das buch total berührt am ende kamen mir die tränn als tibby gestorbn ist ;(
Maria
11. Mai 2011 at 20:24
Ein unglaublich trauriges, berührendes Buch, ich mochte es sehr und es regt zum Nachdenken an. 🙂 Die Sprache ist zwar auch für jüngere Leser gut verständlich, allerdings keineswegs "teenie-mäßig", wie viele andere Autoren es versuchen – denn damit kann ich gar nichts anfangen. Eine schöne, ausführliche Rezension! 😉 Liebe Grüße
Reni
8. Mai 2011 at 8:47
Sehr schön beschrieben, wieder einmal macht es mir Lust auf das Buch. Ich kann mich nur anschließen: bei dir findet man immer schöne Leseempfehlungen und es macht Spaß sie zu lesen. Buch befindet schon auf meiner Wunschliste. 🙂
Christine
7. Mai 2011 at 19:32
Immer hast du so gute Buchempfehlungen.
"Ich werde immer da sein, wo du auch bist" möchte ich auch unbedingt lesen.
Nach deiner Rezi (hab mal wieder nur das Fazit gelesen, Rest dann, wenn ich das Buch auch kenne) möchte ich "Flüsterherz" auch kaufen. Und "Die Sterne leuchten immer noch" und "Paper Towns" hab ich auch von dir.
😀
Crini
7. Mai 2011 at 18:57
ach man, das ist so ein Buch,da kann ich mich absolut nicht entscheiden, ob ich es mir holen soll -.-
Der Klappentext haut mich jetzt nicht soo vom Hocker, aber das sieht so toll aus!
X
7. Mai 2011 at 17:45
Tolle Rezension! Ich bin heute in der Buchhandlung an dem Buch vorbeigegangen und habe überlegt es mir zu holen. Werde ich dann wahrscheinlich beim nächsten mal machen, deine Rezension hat mich überzeugt. 🙂
Liebe Grüße,
X
Asaviel
7. Mai 2011 at 15:23
Das Cover sieht so wunderbar aus und deine Rezi ist jetzt ja auch überwiegend positiv.
Ich glaub, ich werde es mal auf meine Wunschliste packen.
Grüße
Asaviel