|Kleine Buchgedanken| Wenn man den Absprung verplant oder auch: Captured in Wonderland – Freiwillige Gefangenschaften
Was ist das nur mit uns Bücherwürmern, dass wir manchmal den Ausstieg verpassen und der Buchstabenexpress mit einer solchen Geschwindigkeit dahinrauscht, dass man nicht mehr aussteigen kann? Oder besser: Was kippen die Autoren in ihren Buchstabensalat, dass man so abhängig von ihren Worten wird und um jeden Preis mehr davon will? Diese freiwillige Gefangenschaft im Wörterwunderland ist bei mir mitunter Schuld für meinen kleinen Blogausfall (mal ganz abgesehen vom Unikram), denn irgendwie hemmt dieser Drang nach denselben Worten meine Kreativität und meine Lust selber zu schreiben. Viel lieber würde ich weiter mit verwunschenen Tigern in Indien umherwuseln, von einem Abenteuer ins nächste stürzen oder gemeinsam mit Grimalkin ins Nimmernie aufbrechen.
Sattdessen breche ich jedes Mal wieder aus allen Wolken, wenn ich ein Buch zuklappe und mich in der Realität wiederfinde und tagelang darüber nachgrübele, wie die Geschichte weitergehen könnte. Aus aktuellem Anlass befinde ich mich gerade wieder mal hinter Gittern und zwar – wie es manche schon erraten können – mal wieder in Indien. „Fluch des Tigers“ hat mich heruntergeschluckt und behält mich jetzt erstmal eine Weile im Bauch, ehe es mich irgendwann vielleicht wieder ausspuckt. Andererseits – wie faszinierend, was Bücher mit einem anzustellen wissen. Ich glaube, trotzdessen, dass mich dieses Gefühl nach mir selbst in einem Buch suchen zu müssen, immer wieder kleine Tode sterben lässt, ist es auch gleichzeitig einer der Gründe, warum ich das Lesen so liebe.
Eure Wortmalereien (8)
Miss Bookiverse
11. März 2013 at 15:14
Das ist doch toll, wenn dir das passiert 🙂 Ich finde das erlebt man (oder ich zumindest) viel zu selten und wenn es passiert, sollte man sich definitiv die Zeit nehmen und es auskosten, mit den Gedanken noch ein bisschen länger in der vergangenen Welt verweilen und nicht gleich darüber nachdenken, was man als nächstes lesen "muss".
Anonymous
10. März 2013 at 17:36
Das ist so schön geschrieben!
Dieses Gefühl kenne ich nur zu gut!Vor allem bei "Die Messertänzerin" hat mich die Atmosphäre des Buches so verzaubert, dass ich nach dem Lesen noch tagelang in der Fantasiewelt gesteckt habe.
Liebe Grüße!
Buchheldin
Anka
10. März 2013 at 9:49
Was für ein schöner Beitrag. Ich denke, dieses Gefühl kennen viele begeisterte Leser, die Bücher nicht nur inhalieren, sondern auch tief in sie eintauchen. Ist es nicht schön, wenn Bücher diese Fähigkeit besitzen uns komplett, mit Haut und Haaren, in sich aufzusaugen? Dieses Gefühl sollte man genießen. Mach dir keinen Kopf – schließlich schafft das bei Weitem nicht jedes Buch.
Liebe Sonntags-Stöbergrüße
Anka
Hermia
8. März 2013 at 23:52
Komisch, sowas passiert mir nie. Also, ich habe natürlich Bücher, die mich mehr mitnehmen als andere. Das führt aber nicht zu einer Leseflaute oder so.
Wenn mich ein Buch so sehr gefangen nimmt, das ich mich nicht auf ein anderes konzentrieren kann, dann ist das halt so. Dann lese ich eben immer wieder in dem Buch meine Lieblingsstellen nach. Nach ein paar Tagen bin ich dann wieder bereit für neues. 😉
Sandrina S
8. März 2013 at 17:28
Ohjaa, das Gefühl kenne ich. Allerdings kam das bei mir schon lange nicht mehr vor. Ob man da nun von Glück und Unglück sprechen kann möchte ich nicht beurteilen 😉
Lilly Van den Boom
8. März 2013 at 16:21
Mit diesem Post hast du mal wieder genau den Punkt getroffen! 🙂
Ich überlege gerade bei welchem Buch ich mich erstmal erholen musste…
Nach "Eine wie Alaska" auf jeden Fall, aber das ist sicher nicht das einzige. Doch leider das einzige, was mir grade einfällt 😉
Reni
8. März 2013 at 15:40
Ich kann mich cityrella nur anschließen: wunderschöner Post. Das Gefühl in einer Geschichte festzuhängen und den Ausgang der Phantasiewelt nicht rechtzeitig zu finden, kenne ich zu gut. Leider kam das in letzter Zeit viel zu selten bei mir vor. Dabei liebe ich diesen Zustand. Da ist es dann egal, ob ich die halbe Nacht um die Ohren schlage und am nächsten Tag mit totmüden Augen auf Arbeit sitze – höchst zufrieden und wehmütig zugleich. Irgendwie muntert mich das dann eher auf, als dass ich mich blockiert fühle. Sogar bei emotionalen Büchern, die mich eher im positiven Sinne zum Nachdenken anregen und vielleicht über eingefahrene Blickwinkel sinnieren lassen. Bücher, die es mir im Nachhinein noch antaten waren z. B.: "Der Kuss des Kjer", die "City of"-Bücher, "Türkisgrüner Winter", "Dark Canopy", "Ascheherz" oder "Das Schicksal ist ein mieser verräter".
In deinem Fall würde ich dir dann dringend mal empfehlen, eine Weile nichts zu lesen, damit deine Gedanken wieder frei und kreativ werden können. Als ich nämlich deinen Beitrag las, dachte ich nur: du solltest unbedingt mal (wieder) was eigenes schreiben. 🙂
Liebe Grüße
Reni
cityrella.
8. März 2013 at 7:44
Schöner Post!
Mir passiert das auch staendig. Ich plane extra welche Bücher ich in dem Monat lesen will und dann kommt ein sehr emotionales und ich sitze die nächsten zwei Wochen nur grübelnd rum.
Bei City of Bones, Engel der Nacht oder Die Tribute von Panem war das bei mir so. Aber auch bei Lieblingslied von K.A. Milne (: